Erinnerung an Emilie und Oskar Schindler

Zivilcourage in dunkler Zeit

Erika Rosenberg-Band erinnert an Emilie und Oskar Schindler

Die Geschichte von „Schindlers Liste“ ist seit dem Spielfilm von Steven Spielberg weltberühmt. Einen besonderen Blick auf den historischen Hintergrund der Hollywoodproduktion erhielten die Schülerinnen und Schüler des privaten Johannes-Gymnasiums in Lahnstein. Die renommierte Autorin, Historikerin und Schriftstellerin Erika Rosenberg-Band war zum wiederholten Male zu Gast und sprach eindrucksvoll über das Leben und Wirken von Emilie und Oskar Schindler, die durch ihre mutigen Taten über 1.200 jüdische Menschen vor dem sicheren Tod bewahrten.

Im Zentrum ihres Vortrags standen Zivilcourage, Menschlichkeit und die Bedeutung des Einzelnen im Angesicht kollektiver Gewalt. Mit eindringlichen Worten und bewegenden Anekdoten schilderte Frau Rosenberg-Band die Geschehnisse rund um die „Schindlerjuden“, eingebettet in ein persönliches Porträt zweier Menschen, die als unscheinbares Ehepaar begannen – und als stille Helden in die Geschichte eingingen.

„Wir waren keine Helden. Wir haben nur getan, was wir tun mussten“, zitierte Frau Rosenberg-Band Emilie Schindler, deren Rolle im Schatten ihres Ehemannes lange Zeit unterschätzt wurde. Die Referentin schilderte, wie Emilie Schindler, oft allein gelassen, unter lebensbedrohlichen Bedingungen Nahrung, Medikamente und Unterkunft für über hundert Jüdinnen und Juden beschaffte – während Oskar Schindler mit taktischem Geschick und Bestechung das System von innen heraus unterwanderte. Mit teils erschütternden Schilderungen über die Brutalität des NS-Regimes und die Grausamkeit von Lagerkommandanten wie Amon Göth vermittelte Frau Rosenberg-Band nicht nur Fakten, sondern auch emotionale Tiefe und moralische Orientierung. Besonders beeindruckend war ihr Appell an die Jugendlichen:

„Zivilcourage ist überall dort notwendig, wo Unrecht geschieht, und beginnt, wenn jemand den Mut hat, nicht wegzusehen.“

Frau Rosenberg-Band berichtete auch von ihrer persönlichen Freundschaft mit Emilie Schindler, die sie 1990 in Argentinien kennenlernte. Aus dieser Begegnung entstand eine lebenslange Verbindung – und die Biografien „Ich, Emilie Schindler“ sowie „Oskar Schindler – Die Biografie“. Durch ihre Arbeit gelang es Frau Rosenberg-Band, das Wirken beider Schindlers der Vergessenheit zu entreißen und ihnen ein würdiges Andenken zu bewahren. Der Vortrag hinterließ bei vielen Schülerinnen und Schülern tiefe Eindrücke. „Ich kann nicht verstehen, warum das Wirken von Emilie Schindler auch im Film von Steven Spielberg keinerlei öffentliche Wahrnehmung und Würdigung erfahren hat“ – so die Schülerin Eva Berres.

Schulleiter Rudolf Loch zeigte sich dankbar: „Frau Rosenberg-Band hat uns u.a. in ihrem Vortrag aufgezeigt, wie wichtig eine wissenschaftlich fundierte Arbeit an historischen Quellen ist. Ihr Vortrag war ein wirkliches Erlebnis – gerade in Zeiten, in denen Mut und Haltung wieder besonders gefragt sind.“