Erfahrungsberichte

Erfahrungsberichte mit Erasmus+

Lehrerfortbildungen - Erfahrungsberichte des Kollegiums


Doris Höltken: Lehrerfortbildung – Projektmanagement in europäischen Jugendprojekten

Im Oktober 2022 konnte ich an einer durch Erasmus+ geförderten Lehrerfortbildung in Thessaloniki (Griechenland) teilnehmen. Die Fortbildung wandte sich an LehrerInnen, die in ihren Schulen Verantwortung für Erasmus+ übernehmen und konkrete Jugendbegegnungsprogramme planen bzw. ihre KollegInnen dabei unterstützen.
Sie werden sich vermutlich jetzt fragen, warum ich für eine Fortbildung so weit reise? Berechtigte Frage. Das habe ich mich zunächst selbst gefragt, zudem die meisten TeilnehmerInnen Deutsche waren. Aber der Sinn wurde mir sehr schnell klar. Ich war auf einmal in einem Land, in dem ich selbst noch nicht gewesen bin. Ich konnte die Sprache nicht, konnte die Schrift zum Teil nicht lesen. Ich war fremd und mit einer anderen Kultur konfrontiert. Ich musste mich öffnen und meine Weltsicht mit einer anderen abgleichen. Das verändert. Das macht etwas mit mir selbst.
Das Programm war dann auch so konzipiert, dass wir die Theorie immer mit konkreten Praxisbeispielen verknüpften und sowohl die Metaebene betrachteten, als sie auch von der Teilnehmendenseite her ausprobierten. Das heißt z.B., dass wir uns über den Sinn von Stadtrallyes austauschten und wie diese sinnvoll konzipiert werden damit die Teilnehmenden möglichst viele Informationen sammeln können oder sich konkret zu einem Aspekt informieren können. Das wurde dann sofort in Kleingruppen ausgetestet und wir erfuhren am eigenen Leib, wie verlockend es ist, sich nicht den Aufgaben zu widmen, sondern doch lieber durch die Märkte zu bummeln oder uns die Musikanten an der Uferpromenade anzuhören. Allein die Tatsache als Lehrerin wieder in der Lernendenrolle in einem interkulturellen Kontext zu sein, erleichterte mir den Perspektivwechsel für die Realität der SchülerInnen, denen ich diese Erfahrung eröffnen möchte.
Da auch 2 finnische Lehrerinnen und an einem Tag auch mehrere griechische KollegInnen teilnahmen, konnten wir uns neben den Seminarinhalten auch über die Situation an ihren Schulen austauschen. Eine der griechischen Lehrerinnen lud mich für den letzten Nachmittag zu sich nach Hause ein. Spontan entwickelten wir den Plan für ein deutsch-griechisches Literaturprojekt und erarbeiteten auch schon einen Programmvorschlag und einen Finanzierungsplan über Erasmus+ und des Deutsch-Griechische Jugendwerk.  Noch am Abend kontaktierte ich Christina Link und fragte sie, ob sie Interesse habe, dieses Programm durchzuführen. Et voilà: Aus der Lehrerfortbildung ist unser erstes Jugendprojekt im Rahmen von Erasmus+ entstanden. Mit Hilfe der Informationen des Seminars konnte ich meine junge Kollegin, die mit ihrer Zusage spontan ins eiskalte Wasser sprang kompetent in der Planung und Finanzierung unterstützen. Manchmal muss man einfach den ersten Schritt waren und der Rest entwickelt sich dann.
Auf dem Seminar traf ich übrigens deutsche LehrerInnen, die so wie ich mit dem „Europavirus“ infiziert sind und vom Mehrwert euroäischer Projekte für die SchülerInnen überzeugt sind. Wir sitzen alle im selben Boot, haben ähnliche Fragen, Unsicherheiten und Wünsche. Es ist erstaunlich, wie nah man sich in so 5 Tagen Fortbildung kommt. Das verbindet. Zwei der Kollegen habe ich tatsächlich im kommenden Frühjahr auf einer eTwinning-Tagung in Bad Kreuznach wiedergetroffen. Die Freude war groß. (Bild vor dem Hotel und Bild Bad Kreuznach)


Petra Weber: Sprachkurse

Im Herbst 2021 und im Sommer 2022 durfte ich während der Schulferien im Rahmen der Erasmus+  geförderten Lehrerfortbildung an Sprachkursen teilnehmen. Die erste Sprachreise führte mich für zwei Wochen nach Malta/Gozo, um meine Englischkenntnisse zu vertiefen, und die zweite für zwei Wochen nach La Rochelle, um mein Französisch zu verbessern. Bei beiden Fortbildungsangeboten habe ich ganztägig Sprachkurse für Fortgeschrittene besucht. Sie vertieften in abwechslungsreichen Übungen meine Fähigkeit der Konversation, das Schreiben, Grammatik- und Vokabelwissen sowie freien Vortrag. Regelmäßige Tests sicherten das Gelernte und führten letztlich zu Zertifikaten auf B 1 und B 2 – Niveau. Das hat mich durchaus mit Stolz erfüllt. Immerhin hatte ich mich seit meiner eigenen Schulzeit, die doch schon eine Weile zurückliegt, nie mehr so intensiv mit Fremdsprachen befasst. 
Da ich als Lehrerin keine Fremdsprache unterrichte, fragt man sich vielleicht, warum man sich so viel Arbeit in den Ferien antun sollte. Dafür gibt es viele Gründe: Mir haben Fremdsprachen schon immer sehr viel Freude bereitet und es ist für mich ein Geschenk, sozusagen rund um die Uhr Sprache zu erleben, wo sie im Alltag gebraucht wird. Es war auch ein schönes Gefühl, zu erleben, dass man auch noch nach langer Zeit im Kopf Wissen abrufen kann, das man schon für „verschüttet“ hielt. Es wird mir sicher auch als Lehrkraft im Umgang mit meinen SchülerInnen gut tun, mich zu erinnern, wie mühsam es sein kann, sich Wissen zu erarbeiten. Gleichzeitig konnte ich wieder selber nachvollziehen, wie es einen mit Stolz erfüllt, wenn man für seine Mühe belohnt wird. Die unterschiedlichen Sprachschulen und Lehrkräfte erlaubten mir einen Einblick in unterschiedliche Methoden der modernen Sprachvermittlung und des Unterrichtens überhaupt. Ich lernte den Vorteil sehr kleiner Lerngruppen schätzen und das gemeinsame Lernen mit Menschen unterschiedlichen Alters, aus unterschiedlichen Kulturen. Es ist spannend, Aufgaben gemeinsam zu lösen mit einem Schüler aus der Schweiz, der sich auf sein Abi vorbereitet, oder einem Manager mittleren Alters aus Spanien, der das Zertifikat beruflich braucht. Die Konversationsübungen mit TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen europäischen Ländern fand ich besonders interessant. Dabei kam es zu einem intensiven Austausch über kulturelle, gesellschaftlich-politische Themen, die den gemeinsamen Wertekonsens verdeutlichen. Gemeinsame Exkursionen und Freizeitprogramme vertieften die Landeskunde und den europäischen Austausch.  Längerfristig kann ich die vor Ort geknüpften Kontakte sprachlich sicherer pflegen und internationale Erasmusprogramme unserer Schule besser begleiten. Der Einblick in moderne Fremdsprachenmethodik und -didaktik der Sprachschulen ist zudem wertvoll für meine Arbeit in der Schulleitung am Johnny, da ich hier unter anderem in der LehrerInnenausbildung zuständig bin für die schulische Ausbildung unserer Referendare und Referendarinnen im Fremdsprachenbereich.


Vera Christ: thematische Fortbildung - 3D Druck und Citizen Sensing in Lissabon


Zwei Wochen in den Sommerferien in Lissabon verbringen und dabei neue, innovative Projekte, interessante, motivierte Leute treffen und ganz viel tüfteln - das klingt wie ein Traum. Dieser wurde für Frau Vera Christ im Sommer 2023 wahr, als sie durch das Erasmus+ Programm ermöglicht, die beiden Kurse Citizen Sensing und Everything about 3D printing belegen durfte.
Citizen Sensing bezieht sich auf das Erfassen von Daten in bewohnten Gebieten mithilfe von Mikrocontrollern. Die erste Woche im Makerspace - einer Bastlerwerksatt der portugisischen Organisation Buinho - verging wie im Flug. Es wurde programmiert und gebaut, sodass fertige kleine Datenroboter entstanden, mit denen im Anschluss die Stadt unsicher gemacht wurde. Die gewonnenen Daten konnten ausgewertet, auf entsprechenden Plattformen verglichen und zur Weiterarbeit aufbereitet werden. Ein tolles Projekt zur künftigen Umsetzung mit Schüler*innen. 
Everything about 3D printing beinhaltete das Erlernen von Modellierung, das Slicen der erstellen Modelle für den Druck und das Troubleshooting der 3D Drucker Hardware. Als zusätzliches Elemente wurde auch das Toy Hacking (alte Spielzeuge durch Informatik neu denken, bauen und programmieren) ausprobiert. Das führte zu sehr, sehr langen, anstrengenden, aber gemeinsam produktiven Tagen im Makerspace.
Auch Spaß und Freizeit fehlen bei Buinho nicht. So dürfen die Teilnehmer*innen einen Tag in der historischen Stadt Cascais portugiesische Kultur erleben und in der zweiten Woche einen Tag lang die antike Stadt Sintra mit ihren märchenhaften Schlössern besuchen. 
Die zwei Wochen mit Carlos von Buinho waren ein unglaublicher Gewinn. Unendlich viel neues Wissen, neue Ideen, neue Motivation und Kontakte zu vielen Menschen aus ganz Europa, die ähnliche Projekte umsetzen möchten. Hier ein paar Eindrücke der Workshops: