Tag 9: Gedenken an den Genozid

Gedenken an den Genozid

Heute stand die schwierigste Station unserer Reise an, der Besuch der Murambi Genozid Gedenkstätte. Wir wurden natürlich vorab auf den Besuch vorbereitet, doch das kann die direkte Konfrontation mit den Gräueln des Genozids nicht wirklich entlasten. Von weitem erkennbar ist das damalige Schulgebäude, die heutige Gedenkstätte. Ein freundlicher Guide führte uns durch die Ausstellungsräume. Während die Schule sich 1994 noch im Aufbau befand, wurde sie zum vermeintlichen Zufluchtsort für 50.000 Tutsi und bewahrheitete sich dann aber als ein Sammelpunkt zum Massenmord. Berichten zufolge war in der verhängnisvollen Nacht der Höhepunkt des Genozids gegen die Tutsi erreicht. Fast alle der gefangenen Opfer wurden in diesem Zuge brutal ermordet. Die 34 Überlebenden wurden anschließend zur Vertuschung genutzt, indem sie in den umliegenden Städten die Geschehnisse als Unwahrheiten erklären sollten. Wir konnten im Museum auch Berichte dieser, durch ihr schreckliches Schicksal geprägten Menschen lesen. Im Anschluss fand ein Rundgang über den ehemaligen Campus statt, bei dem wir Einblicke in sowohl metertiefe Massengräber, Ausstellungstafeln der Opfer und Täter und zahlreiche Kleidungen der Opfer als auch präparierte Leichen der Tutsi erhielten. Eine Erfahrung, die uns zeigte, wie wichtig die Aufklärung und Aufarbeitung vergangener Tragödien ist und zu welchen Taten Menschen bereit sind, wenn sie durch jahrelange Propaganda indokriniert wurden. Zu bedenken ist im Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte, dass Hutu und Tutsi keine Volksgruppen waren, sondern Bevölkerungsschichten. Die deutschen und belgischen Kolonialherren machten dann Anfang des letzten Jahrhunderts aus diesen Bevölkerungsschichten im Zuge des sich wie eine Epidemie verbreitenden, rassistischen Denkens, Volksgruppen ("Rassen"). Wir sind also gerade als Deutsche durch unsere Geschichte verwoben in das Geflecht dieser schrecklichen Ereignisse.

Viele SchülerInnen wünschten sich nach dem Besuch der Gedenkstätte, ihre eigene Familie in den Arm zu nehmen.

Line Franz und Johanna Schmitt (MSS 11)-