Christliches Profil

Johnny - Leben aus dem Glauben

Die deutschen Bischöfe haben sich im Mai 2016 mit „Sieben Thesen zum Selbstverständnis und Auftrag katholischer Schulenˮ grundsätzlich zum Engagement der Kirche in der Trägerschaft eigener Schulen positioniert. Sie charakterisieren darin das Bildungsverständnis Katholischer Schulen als „Erziehung und Bildung um des Menschen willenˮ und betonen den besonderen Akzent kirchlicher Schulen auf der religiösen Dimension der Bildung. Die Bischöfe verstehen Katholische Schulen als wichtige Orte der Kirche in der Gesellschaft, die den Auftrag haben, die Schülerinnen und Schüler zu verantwortlicher Weltgestaltung zu erziehen. Als besondere Schwerpunkte im Profil Katholischer Schulen heben die Bischöfe ihren Beitrag zu mehr Teilhabe und Gerechtigkeit in der Gesellschaft sowie das Einüben von Dialog und menschlicher Gemeinschaft in Vielfalt hervor.

Wie wird nun dieser Anspruch konkret an unserer Schule umgesetzt?

Hierzu einige Beispiele entlang der Grunddimensionen von Kirche (leiturgia, diakonia, martyria, koinonia) und den Prinzipien des konziliaren Prozesses (Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung) anhand des Schullebens am Johnny.

 1. Leiturgia (Gottesdienst, Gebet)

In unserer Schule beginnt jeder Tag in jeder Lerngruppe mit einem Tagesgebet. Unabhängig von der Frage, mit welcher inneren Einstellung dieses Ritual von den Schüler*innen vollzogen wird, so sollte man sich die Frage stellen, in welcher kirchlichen Einrichtung, die mitten in der Gesellschaft ist und nicht eine exklusive Nachfrage kirchlich engagierter Menschen bedient, jeden Tag rund 900 Kinder und Jugendliche ein Tagesgebet gemeinsam sprechen.

Jeden Monat finden in allen Jahrgangsstufen 5-10 Gottesdienste in der Johanniskirche oder in unserem Schulpastoralraum statt. Darüber hinaus feiert die gesamte Schulgemeinde insgesamt 7 große Schulgottesdienste (2 katholische Gottesdienste, 5 ökumenische Gottesdienste) zu den geprägten Zeiten in St. Barbara Niederlahnstein in Kooperation mit der Pfarrei St. Martin.

In der Fastenzeit und in der Adventszeit bereitet die GCL (Gemeinschaft christlichen Lebens) wöchentliche Frühschichten vor (freitags, 6:30-7:30 Uhr) mit anschließendem Frühstück in unserem Schulbistro. Die geistliche Leitung hat hier unser Diakon Benno Lukitsch. Für die MSS 11 bereitet unser Schulpastoralteam, bestehend aus einem Diakon, einem evangelischen Pfarrer und zwei Religionslehrerinnen, Einkehrtage in Haus Marienland Vallendar vor. Viele andere Angebote der Schulpastoral (z.B. Taizé-Fahrten, geistliche Impulse in den Tag für das Kollegium, …) führen zu einem vielfältigen gottesdienstlichen Leben in unserer Schule. Hierzu gehören im Rahmen unseres musikalischen Profils auch verschiedene Gottesdienstprojekte mit musikalischer Gestaltung unserer Ensembles in Kirchorten der Region. Dies gilt aber auch für unser Kollegium. So beginnen z.B. die schulinternen Studientage des Kollegiums stets mit einem Wortgottesdienst, Konferenzen mit einem geistlichen Impuls. Nicht selten fragen Kollegen*innen und ehemalige Schüler*innen bei Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen bei unseren Schulgeistlichen an, unsere Musiker entsprechend für die musikalische Gestaltung dieser Feiern. 

 2. Diakonia (Dienst am Nächsten)

In diesen Bereich gehört vor allem das sehr breite Präventions- und Beratungsangebot unserer Schulpastoral und unserer Schulsozialarbeiterin für die verschiedensten Notlagen von Schüler*innen (Suchtprävention, psychische Belastungssituationen, Essstörungen, Konflikte in den Familien/Scheidung, Mobbing, Prävention vor sexualisierter Gewalt, Suizid, …).

Neben der Fürsorge um unsere Kinder und Jugendlichen sind wir aber auch aktiv im Einsatz für den Nächsten. In unserem Wahlfach LebensKunst (siehe Wahlfach LebensKunst | Johannes-Gymnasium), dessen Curriculum wir selbst erstellt haben, kooperieren wir z.B. mit der Caritas in Lahnstein und kümmern uns um Obdachlose oder richten einen Besuchsdienst im Altenheim in Lahnstein ein. Alle Schüler*innen absolvieren in der 10. Klasse ein Sozialpraktikum in einer sozialen Einrichtung (z.B. Behinderteneinrichtung, Hospiz, Krankenhaus, Altenheim) und fertigen darüber einen Praktikumsbericht an. Wir kooperieren mit zwei Förderschulen aus der Region und veranstalten jährlich ein integratives Basketballturnier und integrative Kunsttage.

Der diakonische Gedanke ist für uns in besonderer Weise relevant im Blick auf die weltweite Gerechtigkeit. Seit 2011 pflegen wir eine intensive Schulpartnerschaft mit einer katholischen Schule in Ruanda (vgl. Ruanda-Projekt | Johannes-Gymnasium), die sich durch unsere Unterstützung in den vergangenen 10 Jahren enorm weiterentwickelt hat. 

Seit 2013 ist unsere Schule als „Modellschule im Netzwerk ökologisch profilierter Schulen in Rheinland-Pfalz“ aufgenommen und mehrfach ausgezeichnet. Eine Übersicht über unsere Projekte finden sie unter Ökologische Schule | Johannes-Gymnasium. Zum ökologischen Profil unserer Schule gehört u.a. auch ein Flugverbot für alle Klassen- und Stammkursfahrten sowie Exkursionen.  Auf den Schuldächern befindet sich eine große (30 kW) Photovoltaikanlage, die von einem schuleigenen Verein finanziert wurde. Besonders stolz sind wir darauf, als „Kompetenzzentrum Aktion Bien" in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden zu sein. Unsere Imker-AG erfreut sich seither wachsender Beliebtheit - die Schulgarten-AG schließt dabei den Kreis von ökologisch nachhaltiger Bildung und Erziehung an unserer Schule.

Auf unserem weitläufigen Schulgelände befindet sich eine etwa ein Hektar große und einzigartige Grünanlage, die wir als Schulgarten nutzen. Streuobstwiesen, naturnahe Grünflächen, Nutzgärten und Bienenstöcke bilden hier eine im Kreislauf geschlossene, ökologische Einheit und einen wunderbaren Lernraum, der durch unsere schuleigene Aquaponik-Anlage ergänzt wird. So bieten wir seit Jahren sowohl eine Schulgarten-AG als auch eine Imker-AG an, in denen die Naturprodukte weiterverarbeitet werden. 

Seit 2018 gehören wir zu den anerkannten Unesco-Projektschulen. In einem langwierigen Zertifizierungsprozess erlangt man diese Auszeichnung, wenn man nachweislich eine Erziehung für Frieden und weltweite Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung im Schulprofil und Schulleben abbildet. Hierzu passt auch unsere mittlerweile 67jährige deutsch-französische Schulpartnerschaft mit dem Collège St. Etienne und dem Lycée Charles Péguy, den beiden bischöflichen Schulen in Châlons-en-Champagne, die im Geiste der christlichen Versöhnung zwischen den Erbfeinden" 1954 gegründet wurde und damit die älteste deutsch-französische Schulpartnerschaft in Rheinland-Pfalz ist. Seit zwei Jahren nehmen wir teil am Erasmus+-Programm zur Förderung des Austauschs von Schülerinnen und Schülern in Europa.

 3. Martyria (Verkündigung)

Als kirchliche Bildungseinrichtung ist die Verkündigung unser zentrales Aufgabengebiet. Dabei haben wir den Anspruch, den inneren Zusammenhang zwischen Wissen und Glauben, zwischen fides und ratio in den Fachunterricht zu integrieren. In der Auseinandersetzung mit den Fachinhalten möchten wir die Sinnstrukturen der Wirklichkeit den Schüler*innen erschließen, sodass die menschliche Erkenntnis nicht in lauter Einzelwahrheiten zerfällt, denen jeder sinnstiftende Zusammenhang fehlt. Daher bieten wir u.a. seit vielen Jahren, auch in Kooperation mit der katholischen Erwachsenenbildung, ein Diskussionsforum, das „Johnny-Forum“, an, im Rahmen dessen Abendvorträge an unserer Schule zu religiösen, philosophischen und gesellschaftlichen Themen stattfinden. Darüber hinaus veranstalten wir jedes Jahr sogenannte Akademietage für unsere Abiturient*innen in Kooperation mit dem Bischöflichen Cusanus-Gymnasium in Koblenz (Bistum Trier).  Es handelt sich dabei um ein dreitägiges, fächerübergreifendes Projekt, in dem den Abiturient*innen die Möglichkeit geboten wird, intensiv und akademisch eine philosophisch-theologische Thematik zu erörtern, die verschiedene Fachaspekte beinhaltet.

Der Religionsunterricht hat an einer kirchlichen Schule natürlich einen ganz anderen Stellenwert als an einer staatlichen Schule. Alle Schüler*innen nehmen am katholischen oder evangelischen Religionsunterricht teil, im Übrigen auch die muslimischen Schüler*innen. Das Ersatzfach „Ethik“ wird nicht angeboten. In der 8. Klassenstufe, in der nach Stundentafel des Landes Rheinland-Pfalz der Religionsunterricht nur einstündig angesetzt ist, wird am Johannes-Gymnasium der Religionsunterricht zweistündig umgesetzt. Die monatlichen Wortgottesdienste in den Jahrgangsstufen 5-10 finden während des Religionsunterrichts statt. In der Oberstufe bietet die Schule Leistungskurse in den Fächern katholische bzw. evangelische Religion an, die auch immer wieder zustande kommen, trotz der damit verbundenen eingeschränkten Fächerwahl für die Schüler*innen in der MSS.

 4. Koinonia (Gemeinschaft)

Tatsächlich bildet die Erfahrung von Schulgemeinschaft die zentrale, übergeordnete Dimension unseres Schullebens. Genau dies ist es auch, was uns Eltern, Schüler*innen und Ehemalige immer wieder spiegeln. 2019 haben wir in einer groß angelegten Evaluation unser Schulprofil als katholische Schule als Evaluationsschwerpunkt umgesetzt. Im Elternfragebogen lautete ein Item: „An der Schule ist die Verbundenheit mit dem christlichen Glauben spürbar“. 89% der Eltern haben dieses Item positiv beantwortet, ein beachtenswertes Feedback für eine kirchliche Institution – wie schön wäre es, wenn wir als Kirche insgesamt solch ein Feedback bekommen würden!

Zum Gemeinschaftsgedanken gehört auch unser musikalisches Profil. Traditionell legen die kirchlichen Schulen sehr viel Wert auf die musische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Das Johannes-Gymnasium gehört zu den wenigen Schulen in Rheinland-Pfalz, die sich als Gymnasium mit Zusatzangebot im Fach Musik betiteln dürfen. Im Zentrum dieses musischen Zusatzangebots stehen die verschiedenen Musikensembles und auch das Klassenmusizieren in den Jahrgangsstufen 5 und 6. Im gemeinsamen Musizieren über die Klassen- und Jahrgangsstufen hinweg bildet sich ein Johnny-Spirit, eine besondere Verbundenheit. Weiterhin sind wir eine der wenigen Gymnasien im Land, die Ganztagsschule in Angebotsform sind. Im Blick auf die Chancengerechtigkeit ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass viele alleinerziehende Eltern sehr froh über unser GTS-Angebot sind, und wir gerade in diesem Bereich soziale Aspekte bei der Zuweisung von Ganztagsschulplätzen in unserem Auswahlverfahren berücksichtigen.

Ein wahres Leuchtturmprojekt in Bezug auf das Gemeinschaftsgefühl und die christliche Werteorientierung ist unsere schuleigene Gemeinschaft christlichen Lebens (GCL). Hier sind über 150 SchülerInnen engagiert. Bereits in den fünfziger Jahren wurde die GCL an unserer Schule gegründet. Die GCL ist ein katholischer Jugendverband, dessen Wurzeln bis auf den heiligen Ignatius von Loyola zurückzuverfolgen sind. Aus den einzelnen Klassen haben sich Gruppen formiert, die sich einmal wöchentlich zu einer Gruppenstunde treffen. Da die Gruppenleiter selbst noch Schüler*innen sind, meist aus der Oberstufe, werden sie begleitet von unserem Diakon und Religionslehrer Benno Lukitsch und der Kollegin Frau Julia Ernst. Dabei finden unter anderem in einzelnen Gruppenstunden Altenheimbesuche statt, um sich mit älteren, teils einsamen Menschen zu beschäftigen, mit ihnen zu spielen, ihnen zuzuhören. Übers Jahr verteilt finden Aktionswochenenden, Ausflüge, Gottesdienste, Früh- und Spätschichten, Zeltlager und vieles mehr statt. Die genannten Angebote werden gut besucht: Teilnehmerzahlen von 140 Schülerinnen und Schüler in den Sommerzeltlagern und ca. 50 bei den Frühschichten und Gottesdiensten sind keine Seltenheit. Die Zeltlager finden auf einem eigenen Lagergelände im Taunus statt. Doch die GCL ist auch außerhalb der Schulzeiten aktiv und ist für viele SchülerInnen eine zweite Heimat geworden, weit über die eigentliche Schulzeit hinaus.

 (Rudolf Loch, 08.09.2023)