1. Unsere Fachschaft
von links:
Christian Weigand, Judith Bürger, Wolfram Hartleif
2. Unsere Sicht des Fachs Darstellendes Spiel
Darstellende Kunst trägt den existentiellen Ausdrucks- und Kommunikationsbedürfnissen von Menschen Rechnung. In allen Kulturen beinhaltet sie die körperlich-sinnliche und imaginative Aneignung von Welt mit den Mitteln des Theaters, bei der eine Auseinandersetzung mit der individuellen und gesellschaftlichen Wirklichkeit stattfindet und ihre potenzielle Veränderbarkeit erforscht wird. Dabei ermöglicht die symbolische Welt des Theaters vielfältige und kreative Weltentwürfe. Kommunikation durch und über Theater bewirkt Erkenntnisgewinn, der emanzipatorische Kräfte freisetzt. Das Fach Darstellendes Spiel gehört neben Kunst und Musik zu den Fächern, die einen ästhetisch-expressiven Modus der Weltbegegnung ermöglichen. In diesem Rahmen hat das Fach Darstellendes Spiel den besonderen Auftrag der theaterästhetischen Bildung im Bereich der Darstellenden Kunst, und zwar in produktionsästhetischer Hinsicht, d.h. in eigenen theatralen Gestaltungsprozessen, in rezeptionsästhetischer Hinsicht, d.h. in der Auseinandersetzung mit Werken der Theaterkunst sowie in wissenschaftspropädeutischer Hinsicht. Auf der produktionsästhetischen Ebene erforschen, deuten und reflektieren Schüler und Schülerinnen ihr Verständnis von sich selbst und der Welt, in der sie leben. Mit Mitteln der Darstellenden Künste werden Wirklichkeiten gespiegelt, in Frage gestellt, alternative Wirklichkeiten entworfen und gestaltet und Ergebnisse präsentiert.
- Auf der rezeptionsästhetischen Ebene wird in der Auseinandersetzung mit eigenen theatralen Werken und auch mit Aufführungen professioneller Theater ein Diskurs angeregt, durch den Schülerinnen und Schüler die Erfahrung einer aktiven, kreativen Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben der Gegenwart gewinnen können.
- Auf der wissenschaftspropädeutischen Ebene erwerben sie Orientierungswissen in Theatergeschichte und -theorie und reflektieren deren Bedeutung für das Theater der Gegenwart und für die eigene ästhetische Praxis.
Theatrale Darstellung ist die Kerndisziplin auch medial vermittelter Künste wie Kinofilm, Fernsehspiel und Hörspiel. Beschäftigung mit theatralen Darstellungsformen kann deshalb auch einen wesentlichen Beitrag zur Medienerziehung leisten. Theateraufführungen sind wie - Pop-Konzerte, Sportveranstaltungen und Shows aller Art – performative Ereignisse, die durch die gleichzeitige Anwesenheit von Akteuren und Zuschauern gekennzeichnet sind. Durch eigene Erfahrungen mit Interaktionen von Darstellern und Publikum bei Theateraufführungen lernen Schülerinnen und Schüler auch die Mechanismen kultureller Großveranstaltungen zu durchschauen und kritisch zu hinterfragen. Darstellendes Spiel leistet so auch einen Beitrag zur kulturellen Mündigkeit im Umgang mit solchen populären Veranstaltungsformen. In der Sekundarstufe II sind die Anforderungen des Faches an problemlösendes Denken, an das Denken in Modellen und symbolischen Zusammenhängen zudem wissenschaftspropädeutisch von zentraler Bedeutung und tragen wesentlich zur Studierfähigkeit bei. Inhalte des Unterrichts Theater beruht auf einer gesellschaftlichen Übereinkunft („Framing“ oder Rahmung) von Produzierenden und Rezipierenden, d.h. von Darstellern und Zuschauern, eine theatrale Handlung für die Dauer der Aufführung als eigene autonome Wirklichkeit anzuerkennen. Theater ereignet sich, indem Darsteller in einem theatralen Raum für eine begrenzte Zeit Rollen verkörpern und Zuschauer zuschauen. Ausgehend von dieser Grunddefinition sind die zentralen Fachinhalte die spezifischen Bedingungen und Möglichkeiten,
- wie Bedeutung von den Produzierenden mit den Mitteln des Theaters konstituiert (kodiert) wird und während der Aufführung präsentiert und kommuniziert wird und
- wie Bedeutung von den Rezipierenden während (oder auch nach) der Aufführung auf dem Hintergrund theaterästhetischer Erfahrung konstruiert (dekodiert) wird.
Damit wird klar, dass die von Seiten der Produzierenden intendierte Bedeutung nicht identisch sein muss mit der Deutung der Rezipierenden. Auf den Kern des Unterrichts bezogen ergeben sich folgende Inhalte:
- Die theatralen Ausdrucksträger
- Die Inszenierung als Prozess und Ergebnis theaterästhetischer Komposition
- Die Aufführung als performatives Ereignis
3. Inhalte des Fachs Darstellendes Spiel