„Seit Jahrhunderten beutet die Ökonomie unseren Planeten aus und macht ihn gleichzeitig zum Mülleimer.“ Ausbeuten – wegwerfen: Mit einer eindeutigen Handbewegung unterstreicht Professor Stephan Panther seine Aussage. Wie aber lässt sich nachhaltiger wirtschaften, wie muss Ökonomie gerade auch angesichts der derzeitigen Krisen neu gedacht und gestaltet werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Projekttag zum Thema „Neue Ziele des Wirtschaftens – vom Wirtschaftswachstum zu systemischer Nachhaltigkeit“ für die SchülerInnen der Sozialkunde-Leistungskurse (MSS 11 und 12) am Johannes-Gymnasium. Nach einem Einführungsvortrag von Professor Panther von der Cusanus-Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz mit anschließender Diskussionsrunde befassten sich die SchülerInnen in fünf Workshops mit den Dimensionen von Wirtschaft (politisch, privat) und erarbeiteten Praxiskonzepte. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Festivals „Denkbares“ des Bistums Limburg statt.
„Wir können nicht so weiterleben wie bisher“, war sich
Panther mit den Jugendlichen einig. Er skizzierte seine These an den drei
derzeitigen großen Krisen: Neben der ökologischen Krise, auch sichtbar am
Klimawandel mit Überschwemmungen, Dürre und großen Waldbrände, und der an der
Erstarkung eines neuen Autoritarismus ablesbaren demokratischen Krise benannte
er eine geopolitische Krise. Alle diese Krisen haben mit Ökonomie zu tun. Von
der Globalisierung der letzten 30 Jahre haben vor allem die reichsten 10
Prozent des globalen Nordens profitiert, die Ärmsten seien ärmer geworden.
Dabei habe sich die Situation des Mittelstandes in China und Asien verbessert,
während der Mittelstand im globalen Norden (USA, Europa) eher stagniert habe.
„Das macht auch anfällig für Populismus“, stellte Panther klar.
Wie aber wird Ökonomie angesichts der großen Krisen zukunftsfähig? Was muss sich ändern? „Der Begriff Ökonomie ist doppeldeutig“, führte der Professor zunächst aus, „er bedeutet Wirtschaft und gleichzeitig die Wissenschaft, die über die Wirtschaft nachdenkt. Beide beeinflussen sich wechselseitig.“ Ein Paradigmenwechsel sei nötig: Statt Menschen oder die Natur zu schädigen, ohne dafür zu zahlen, brauche auch das nichtmenschliche Leben (die Natur) einklagbare Rechte und VertreterInnen auf allen Ebenen. Wirtschaft diene grundsätzlich der Versorgung der Menschen und dürfe die Bedingungen für ein gutes Leben nicht untergraben, es gelte eben nicht „the business of business is business“. Damit der globale Süden eigene Wege gehen und so die Armut bekämpfen und Fehler des Nordens vermeiden könne, benötige es eine Weltordnung, die nicht von den jeweiligen „wichtigsten“ Nationen bestimmt werde: „Wichtig ist eine faire Verteilung der Mittel.“
In der anschließenden Diskussion standen Fragen der Definition von Wohlstand, dem Verhältnis von Menschenrechten versus Naturrechten und vor allem Fragen der Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaft angesichts des „Ich bin mir selbst der Nächste“ im Fokus der Schülerinnen und Schüler. Fragen, die auch in den Workshops noch nachhallten.
- Michaela Rothenberg-Kieffer -