„Wir in Deutschland, wir kennen es nicht anders. Wir leben in einer Demokratie und das ist selbstverständlich. Eineinhalb Flugstunden von uns entfernt, in Belarus, einem europäischen Land, sieht das allerdings schon wieder ganz anders aus.“
Mit diesen Worten begrüßte Alikasei Palujan am 4. Februar 2022 120 Schüler*innen des Johannes-Gymnasiums Lahnstein im Odeon-Kino in Koblenz, um gemeinsam mit ihnen seinen preisgekrönten Dokumentarfilm „Courage“ zu schauen. Eindrucksvoll berichtet Aliaksei in seinem Film über die im Zuge der belarussischen Präsidentschaftswahlen 2020 stattgefundenen Massenproteste gegen die Regierung und für Meinungsfreiheit. Nach der Filmvorführung nahm sich Aliaksei eine Stunde Zeit, um sich den vielen Fragen des Publikums zu stellen. Dass am Ende die Zeit nicht reichte, um alle Fragen zu beantworten, zeigte, wie groß das Interesse an der politischen Situation in Belarus ist. Stellvertretend für viele andere Schüler*innen des Johannes-Gymnasiums äußerten Merle Reinelt, Felix Schmelz und Lina Fußinger ihre Gedanken über den Filmnachmittag: „Bewunderung. Frustration. COURAGE: Dinge, die nur im Ansatz beschreiben, was der Film in uns ausgelöst hat. Bewunderung für die Menschen, die sich selbst im Angesicht der Unterdrückung durch das System hinter die Freiheit des Landes stellen und damit ihr Leben riskieren. Frustration, dass für uns selbstverständlich Werte in einem europäischen Land so grausam niedergeschlagen werden. Dass nur eineinhalb Flugstunden Entfernung reichen, die Augen vor solchen Umständen zu verschließen. Courage: Ein Wort, das kaum ausdrücken kann, mit welchem Mut die Menschen in Belarus auf die Straße gehen und versuchen auf friedlichem Weg für ihre Demokratie einzustehen. Die Bilder des Films haben uns sprachlos hinterlassen, eine bedrückende Stille im Kinosaal ausgelöst. Aliaksei Palujan half uns dabei, diese Stille zu brechen, mit ihm ins Gespräch zu kommen, mit jemandem, der direkt betroffen ist, die Szenen des Films direkt gesehen hat, seine eigene Heimat auf der Leinwand unfrei werden sieht. Trotzdem berichtet er sachlich, ruhig, sympathisch und ist dabei einfühlsam und verständnisvoll für unsere Betroffenheit, obwohl wir das Ganze nie im selben Maße nachvollziehen können.
Das sind die Dinge, die man wirklich aus der Schulzeit mitnimmt und die in Erinnerung bleiben werden.“
Der
Filmnachmittag und das Filmgespräch machte allen Anwesenden eindrucksvoll
deutlich, dass es ein Privileg ist, in einer Demokratie zu leben und dass
dieses Privileg auch in Europa nicht jedem vorbehalten ist. Dies zeigen ganz
aktuell die Geschehnisse in der Ukraine rund um den Einmarsch russischer
Truppen in das Nachbarland Belarus‘. Umso mehr lohnt es sich für Freiheit,
Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen und einzustehen. Gemeinsam.
Unterstützt wurde die Filmvorführung durch den Förderverein des Johnnys. Dafür ein herzliches Dankeschön. Weitere Informationen zum Kinofilm „Courage“ finden sich im Internet. Im April wird der Film zudem auf ARTE zu sehen sein.
- Julia Ernst, 02.03.2022 -