Alle 16 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland an Blutkrebs. Weil aber jeder das Mittel gegen Leukämie in sich trägt, werden fieberhaft Stammzellenspender gesucht. Während früher für eine Typisierung die Blutentnahme nötig war, geht's heute einfacher: „Es reicht ein Abstrich – Mund auf, Stäbchen rein, fertig“, berichtete Angelina Idt bei ihrem Besuch am Johannes-Gymnasium. Die junge Frau ist vom Kölner Büro der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), die in der Schule eine Typisierungsaktion durchführte.
Die Aktion am „Johnny“ fand vor einigen Jahren schon einmal statt. „Wir wollen jedem Oberstufenschüler einmal die Möglichkeit geben, sich typisieren zu lassen“, erklärt Schulleiter Rudolf Loch. Angelina Idt hatte diesmal Thomas Langolf mitgebracht, der sich einst ebenfalls hatte registrieren lassen – und später mit seiner Knochenmarksspende tatsächlich ein Leben retten konnte. Vor der eigentlichen Typisierungsaktion stellen beide in einem Vortrag in der Aula die Arbeit der gemeinnützigen DKMS vor, die ihren Sitz in Tübingen hat.
„Solche Informations- und Typisierungsaktionen machen wir fast täglich deutschlandweit“, so Idt. Auf diese Weise wolle man die Schüler für ein Thema sensibilisieren, mit dem sie nach der Schulzeit meist nur noch dann in Berührung kommen, wenn jemand im Umfeld oder man selbst erkranke. „Es kann jeden treffen“, weiß Langolf, „daher sollte sich auch jeder einmal mit der Thematik beschäftigt haben.“ Man wolle auch Ängste nehmen, die vor der eigentlich harmlosen Typisierung zum Beispiel, aber auch vor einer möglichen Knochenmarksspende.
Rudolf Loch ist froh, dass sich ein Großteil der Oberstufenschüler von der Sinnhaftigkeit überzeugen ließ, immerhin ließen sich im Anschluss an den Vortrag 131 von 190 Schülern typisieren. „Eine prima Quote, da die 13er ja fast gänzlich vor drei Jahren bereits dabei waren“, freute sich Loch. Auch 17-Jährige waren darunter, sie wurden registriert, vor der Volljährigkeit kommen sie für eine Spende aber nicht infrage. Ganz günstig sind Typisierungen übrigens nicht, 50 Euro pro Person werden fällig. Schülern ermöglicht die DKMS die Typisierung zwar kostenfrei, grundsätzlich ist die Gesellschaft aber auf Spenden angewiesen. Insofern waren Idt und auch Schulleiter Loch froh, dass Günter Groß, Direktor Vertriebsservice der Volksbank, einen Spendenscheck über 1000 Euro mitgebracht hatte. „Wir versuchen, lokale ehrenamtliche Projekte zu unterstützen, gerade wenn sie so wichtig wie in diesem Fall sind“, erklärte Groß.
Rudolf Loch zeigte sich glücklich über die positive Resonanz, „die sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Bruder eines unserer Schüler vor kurzer Zeit an der Krankheit verstorben ist“. Entsprechend groß sei die Betroffenheit – und die Bereitschaft zu helfen. Tobias Lui
RZ Rhein-Lahn-Kreis (West) Bad Ems vom Mittwoch, 8. März 2017, Seite 17