Schüler des Johannes-Gymnasiums besuchen wöchentlich das Seniorenheim
Jeden Donnerstag herrscht im Altenheim St. Martin in Lahnstein eine ganz besondere Stimmung: Schon vor den Türen des Heims warten die Bewohner mit Vorfreude auf den Bus, der gegen zwei Uhr ankommt. Zwölf Schüler der zehnten Klasse des Johannes-Gymnasiums in Lahnstein reisen hier einmal die Woche an.
Auch sie freuen sich auf den Besuch. „Die Schüler stürmen immer aus dem Bus, um sich im Aufenthaltsraum einen Platz bei ihren liebsten Bewohnern zu sichern“, erzählt Erika Conte, pädagogische Fachkraft am „Johnny“, die das Projekt leitet. „Mittlerweile sitzt man immer bei denselben Leuten“, berichten auch Alina Bock und Maike Heinrich. Mit ihren Mitschülern besuchen sie das Altenheim, spielen Karten und unterhalten sich mit Bewohnern.
Conte erzählt von den Anfängen der Aktion: „Früher haben viele Bewohner oft nur auf ihren Zimmern gesessen, aber als wir zum ersten Mal vorbeigekommen sind, haben sich alle total gefreut.“ Seither organisiert sie das Projekt jährlich mit der zehnten Klasse des Gymnasiums – und erhält von beiden Seiten durchweg positive Rückmeldungen.
Die Schüler spielen aber nicht nur mit den Bewohnern, sondern haben auch ein offenes Ohr für sie: Conte beschreibt, dass die Menschen im Altenheim immer viel zu erzählen haben und die Schüler ihnen gern zuhören. Das bestätigen auch Alina und Maike: „Die Leute hier erzählen immer viel. Ist schon krass, was die erlebt haben.“
Schon vor drei oder vier Jahren sei die Idee zu den Besuchen
der Schulklasse im Altenheim entstanden. „So kann man die sozialen Kompetenzen
der Schüler stärken und eine Vernetzung zwischen Jung und Alt schaffen“,
erzählt Anja Ackermann, Leiterin des Sozialdienstes im Altenheim. „Außerdem
wird man so aufmerksam darauf, wie das Leben später mal aussehen kann. Man weiß
ja nie, was kommt“, sagt Conte. Dieses Bewusstsein will sie auch bei den
Schülern schaffen. Die Pädagogin spricht generell sehr positiv über ihre
Schüler. Sie setzt sich in Vorträgen am „Johnny“ auch für Müllvermeidung und
grundsätzlich mehr Umweltbewusstsein der Schüler ein. „Und das klappt! Es hat
sich was geändert“, freut sich Conte. Die Schule sei deutlich sauberer und die
Schüler würden nun bewusster mit ihrem Umfeld umgehen.
Die Besuche im Altenheim überzeugen sie immer wieder aufs Neue: „So etwas sollte es einfach öfter geben.“ Conte hofft daher auf eine künftige Weiterführung der Aktion – und dass auch in den nächsten Jahren die Schüler der neuen zehnten Klassen Spaß daran haben, die Bewohner des Altenheims zu besuchen. Über das wöchentliche Zusammensein hinaus organisiert das Altenheim auch einen Spielenachmittag im Sommer anlässlich der Bundesgenerationenspiele, berichtet Ackermann. Diese sind eine Initiative der Caritas, die Generationen und Nationen zusammenführen und ihr Miteinander fördern will.
In Lahnstein sind die Zehntklässler auch dann vor Ort. Die Schüler und Bewohner bauen hier zum Beispiel Papierflieger, die danach um die Wette fliegen. „Das ist einfach herrlich“, sagt Ingrid Linke, die im Altenheim wohnt. Sie freue sich immer sehr, wenn sie donnerstags von ihrem Zimmer abgeholt und zu den Schülern in den Aufenthaltsraum gebracht wird. „Das tut mir einfach gut und hilft mir.“ Die Schüler haben auch über die wöchentlichen Besuche hinaus die Möglichkeit, das Altenheim jederzeit zu besuchen. Alina und Maike zum Beispiel absolvierten ihr Sozialpraktikum in dem Altenheim, seither helfen sie noch ein weiteres Mal die Woche ehrenamtlich aus.
„Wir sind dann auch auf den Stationen unterwegs und helfen beispielsweise, den Tisch zu decken“, erzählen die beiden Schülerinnen. Der persönliche Kontakt zwischen ihnen und den Bewohnern ist für sie der Hauptgrund, immer wieder im Altenheim vorbeizuschauen. Zum Ende des meist einstündigen Besuches werden noch ein paar Stühle zurückgestellt, dann fährt die Klasse wieder mit dem Bus zum Gymnasium. Die freudige Geräuschkulisse ebbt schnell ab und Ruhe legt sich über den Raum. Die Stimmung, die hier noch vor ein paar Minuten geherrscht hat, lässt aber schon jetzt erahnen, dass beide Seiten sich auf den nächsten Donnerstag freuen und auch dann wieder vor der Tür warten oder aus dem Bus rennen werden.
Bericht von Saskia Stork in der Rhein-Lahn-Zeitung vom 23. März 2017, Seite 23.